Dokumentation von Fachbeiträgen und Workshops
7. Mai 2014: Fachtagung "Gesunde Arbeitsförderung - ressourcenorientiert!" (Brandenburg an der Havel)
Arbeitslosigkeit und Gesundheit stehen in vielschichtiger Wechselwirkung zueinander: Sowohl subjektiv als auch objektiv verfügen arbeitslose Frauen und Männer über einen schlechteren Gesundheitszustand als Menschen in Arbeit. Zudem werden kränkere und psychisch belastete Personen eher arbeitslos als gesündere.
Für die Integration in den Arbeitsmarkt ist ein konzertiertes Vorgehen bei der Prävention von Krankheiten (Primärprävention), der frühen Intervention (Sekundärprävention) und der Behandlung notwendig.
Arbeitsförderung und Gesundheitsförderung müssen Hand in Hand gehen, um die Probleme ganzheitlich zu lösen und dem Menschen mit seinen verschiedenen Facetten gerecht zu werden. Das Phänomen Arbeitslosigkeit bewegt und nötigt zur Stellungnahme. Eine ressourcenorientierte Sicht- und Vorgehensweise ist in diesem Handlungsfeld unerlässlich.
Am Mittwoch, dem 7. Mai 2014 lud die Koordinierungsstelle Gesunde Arbeitsförderung Brandenburg zur Fachtagung „Gesunde Arbeitsförderung – ressourcenorientiert!“ in das Altstädtische Rathaus in Brandenburg an der Havel ein. Fach- und Führungskräfte der Arbeitsvermittlung, Vertreterinnen und Vertreter von Politik und Einrichtungen des Gesundheitswesens sowie weitere interessierte Fachkräfte bekamen die Möglichkeit, sich über das Thema der Ressourcenorientierung im Sinne einer gesunden Arbeitsförderung auszutauschen und zu informieren.
Die Veranstaltung bot neben Fachvorträgen zum thematischen Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Gesundheit eine Podiumsdiskussion mit Gästen aus Politik, Verwaltung und Gesundheitsdiensten. Hier wurde gemeinsam diskutiert, wie Strukturen gestaltet und Kooperationen gelingen können, in denen eine ressourcenorientierte Sicht zu einer erfolgreichen Arbeitsvermittlung beiträgt. Im Mittelpunkt standen dabei die Potenziale des Menschen.
Drei parallel stattfindende Workshops offerierten den Teilnehmenden Ansätze und Anregungen zur konkreten Gestaltung des Arbeitsalltags – für sich selbst und in der Gestaltung des Kundenkontaktes. Hierbei stand die Vermittlung von praktisch anwendbarem „Handwerkzeug“ im Mittelpunkt.
Das Team der Koordinierungsstelle bedankt sich bei allen Teilnehmenden herzlich für Interesse und Mitwirkung!
Informationen zu den Workshops
Ressourcenorientiertes Training, Prof. Dr. Dr. Constance Winkelmann:
Die vielfältigen Anforderungen und Erwartungen, die im Berufsalltag an uns gestellt werden, führen nicht notwendigerweise zu erlebter psychischer Fehlbeanspruchung bzw. sind nicht notwendigerweise mit negativen Folgen wie bspw. Stresserleben verbunden. Einen entscheidenden Einfluss auf unser Belastungserleben haben in Anlehnung an das Systemische Anforderungs-Ressourcen-Modell von Becker (2003) unsere internen (u.a. Fähigkeiten, Kompetenzen, Selbstwirksamkeitsüberzeugungen) und externen Ressourcen (u.a. soziale Unterstützung), die zur Bewältigung der Anforderungen zur Verfügung stehen.
Die kommunikativen Fähigkeiten stellen eine sehr wichtige Ressource in der Arbeit mit Menschen dar, um konfliktreiche Situationen vorbeugen bzw. meistern zu können, aber auch um Grenzen bewusst zu setzen. Als sehr hilfreich dabei hat sich u.a. die Förderung der Empathie-Fähigkeit erwiesen, d.h. die Art und Weise des Zuhörens und Verstehens.
Systemische Techniken und Methoden sowie konstruktivistische Denkansätze können darüber hinaus helfen, neue Sichtweisen auf die Dinge zu bekommen, empfundene Verstrickungen zu entwirren und scheinbar unlösbare Dinge zu bewältigen.
Neue Anforderungen verlangen die Aktivierung neuer Ressourcen. Das führt dazu, dass die Entwicklung der Resilienz, also unserer Widerstandsfähigkeit, nie abgeschlossen ist. Förderlich dafür sind eine optimistische und lösungsorientierte Grundhaltung sowie die Akzeptanz des Unabänderlichen.
Motivierende Gesprächsführung, Martina Arndt-Ickert:
Motivierende Gesprächsführung ist ein Beratungsansatz, der sich besonders dafür eignet, auch in kurzen Interventionen verschiedenste Zielgruppen zu erreichen. Basis sind die Erfahrungen aus verschiedenen Therapiekonzepten (z.B. klientenzentrierte Ansätze nach Rogers) und sozialpsychologische Theorien der Einstellungs- und Verhaltensänderung (Prochaska und Di-Clemente). Das Beratungskonzept will Menschen darin begleiten, das eigene Verhalten und die Konsequenzen zu reflektieren. Veränderung ist ein Prozess und Motivierende Gesprächsführung will die Motivation zur Veränderung stärken. Durch eine professionelle Gesprächshaltung werden neue Wege der Kommunikation zwischen Kunden in den Jobcentern und ihren Kontaktpersonen eröffnet. Die Grundhaltung wirkt auch entlastend und motivierend für die Beraterinnen und Berater. Die Methode gibt Denkanstöße, arbeitet mit den Ressourcen und Ambivalenzen der Kunden und hat konkrete Vereinbarungen zum Ziel.
Ziele des Workshops:
- Basisprinzipien der ressourcenorientierten Methode kennenlernen
- Überprüfen der eigenen Haltung für Gespräche in der alltäglichen zielgruppenspezifischen Arbeit
- Interesse an Vertiefung der Methode wecken
- Erweiterung des Methodenrepertoires der Fachkräfte als Individuum und in ihrer Funktion als Multiplikatorin und Multiplikator anregen
- Üben von Fragetechniken
AktivA – Aktive Bewältigung von Arbeitslosigkeit, Dr. Iris Schiek & Tatjana Schulz
AktivA ist ein an der Technischen Universität Dresden von Kathrin Rothländer entwickeltes Gesundheitsförderprogramm - ein Training für erwerbslose Menschen, welches inzwischen wissenschaftlich evaluiert und als Gruppenprogramm vielfach umgesetzt wurde.
Das AktivA-Training stellt eine Kombination bewährter kognitiv-behavioraler Techniken und Programme dar, u.a. dem Stressbewältigungstraining von Kaluza (2004), dem ABC-Modell von Ellis (nach Staveman, 2003; Hautzinger, 2003), dem Gruppentraining sozialer Kompetenzen von Hinsch und Pfingsten (2002) und der Problem-Solving-Therapy von D`Zurilla & Nezu (2007). Neu ist vor allem die Verknüpfung mit Anwendungsbeispielen aus dem Bereich der Erwerbslosigkeit. Die Teilnahme an einem AktivA-Training führt nachweislich zu einem signifikanten Rückgang von physischen und psychischen Gesundheitsbeschwerden.
Das AktivA-Training selbst besteht aus vier grundlegenden Bausteinen:
- Die Aktivitätenplanung liefert eine individuelle Anleitung zu einer konkreten Wochenplanung und der Abwägung des Verhältnisses zwischen körperlichen, geistigen und emotional als positiv erlebten Aktivitäten.
- Das konstruktive Denken zielt darauf ab, eigene Denkweisen kritisch zu hinterfragen, ungünstige Denkmuster zu identifizieren und durch eine Denkweise zu ersetzen, die förderlich für die Verwirklichung von Zielen und Wünschen ist.
- Sich bestehender sozialer Unterstützung bewusst zu werden und soziale Kompetenzen zu fördern, um eigene Rechte angemessen durchsetzen und gemeinsam Ziele entwickeln zu können, ist Teil des Bausteines soziale Kompetenz und soziale Unterstützung.
- Das systematische Problemlösen trägt dazu bei, alltäglichen Herausforderungen - z.B. durch die Formulierung von Zielen, der Auflösung von Zielkonflikten und deren Umsetzung - besser begegnen zu können.
Die AktivA-Schulung zum AktivA-Trainer (durchgeführt von der Firma Wissensimpuls aus Dresden) richtet sich an Menschen, die mit Erwerbslosen im Rahmen von Bildungs- oder Beschäftigungsmaßnahmen, im Rahmen von psychosozialer Beratung oder im Ehrenamt zusammenarbeiten. Die Trainerausbildung befähigt dazu, das Programm selbst einzusetzen, um seine Klienten noch besser unterstützen zu können. Zentrale Fragen lauten: Wie können Erwerbslose mit Sicherheit und Freude durch das Leben gehen, sich wohl fühlen und darin unterstützt werden, Strukturen, Kontakte und Motivation zu finden bzw. wiederzufinden? Wie können sie erfahren, dass das eigene Leben durch sich selbst gestaltbar ist?
Weitere Informationen zu AktivA finden Sie unter:
10. September 2013: Workshop AmigA & AmigA-ähnliche Modelle: Potenziale, Implementierung, Erfahrungen (Potsdam)
Damit eine gesundheitsorientierte Arbeitsförderung gelingen kann, braucht es einen Rahmen für Informationsvermittlung sowie inner- und interregionalen Austausch. Wir freuen uns, dass sich Vertreterinnen und Vertreter vier verschiedener Regionen - des Landkreises Oder-Spree, der Stadt Brandenburg an der Havel und der Stadt Leipzig sowie des Landkreises Potsdam-Mittelmark als Ursprungsregion des AmigA-Modells - dem Themenfeld in reger Diskussion geöffnet haben.
Mit dem Workshop „AmigA & AmigA-ähnliche Modelle: Potenziale, Implementierung, Erfahrungen“ ist es der Koordinierungsstelle Gesunde Arbeitsförderung gelungen, einen fachlichen Austausch zu initiieren. Unter der Beteiligung verschiedener Ebenen aus Verwaltung, Politik und weiteren Institutionen wurden konkrete Möglichkeiten der Umsetzung von AmigA diskutiert, regionale Besonderheiten betrachtet und spezifische Ideen zur Verknüpfung der Handlungsfelder Arbeit und Gesundheit entwickelt.
Hier finden Sie das Protokoll zum Workshop "AmigA & AmigA-ähnliche Modelle".