Unsere Sprechzeiten:

Armut macht krank. Krankheit macht arm.

Die Chancen auf Gesundheit sind ungleich verteilt

In Deutschland sind die Chancen auf Gesundheit ungleich verteilt: Kinder beispielsweise, die in zu engen Wohnungen leben, Erwachsene, die im Schichtdienst oder prekär arbeiten, ältere Menschen, die von ihrer Rente nicht leben können – sie alle erkranken häufiger und sterben früher. Oft haben sie auch einen schlechteren Zugang zu Versorgungs- und Unterstützungsangeboten.

Gesundheitliche Ungleichheit resultiert aus sozialer Ungleichheit. Armut ist nach wie vor der größte Risikofaktor für Gesundheit und zieht sich durch alle Lebensphasen. Daten des Robert Koch-Instituts zeigen regelmäßig (seit Jahrzehnten), dass Männer aus der niedrigsten Einkommensgruppe bis zu acht Jahre früher sterben als Männer aus der höchsten Einkommensklasse; bei Frauen beträgt der Unterschied rund vier Jahre. Im Zuge der COVID19 -Pandemie wurde der Zusammenhang von sozialem Status und Gesundheit besonders deutlich: Sozial benachteiligte Menschen erkrankten häufiger und schwerer an Corona.

Warum macht Armut krank?

Die Zusammenhänge zwischen Armut und Gesundheit zeigt die folgende Grafik. Soziale Benachteiligungen gehen mit größeren Gesundheitsbelastungen, wie etwa schlechteren Lebensbedingungen, und häufig einem riskanteren Gesundheitsverhalten einher: Wer sich um die Miete für den nächsten Monat sorgen muss, kann sich kein Fitnessstudio und oft nicht mal die ermäßigte Gebühr für den Sportverein leisten. Auch eine gesunde Ernährung ist unerschwinglich, vor allem in Zeiten steigender Lebensmittelpreise. Diese Zusammenhänge sind zwar bekannt, werden politisch jedoch bislang zu wenig berücksichtigt. Wir haben damit kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.

Woran liegt das?

Ein zentraler Grund ist, dass Gesundheit viele Ressorts berührt. Gesundheit beinhaltet weit mehr als die bloße Abwesenheit von Krankheit. Sie ist Zusammenspiel aus körperlichen, geistigen und sozialen Faktoren und eingebettet in (mehr oder weniger) gesundheitsförderliche Lebensumstände. Damit kann Gesundheit nicht rein individuell betrachtet werden, sondern ist in hohem Maße strukturell beeinflusst. Um das besser zu verstehen, hilft ein Blick auf das Regenbogenmodell der sozialen Determinanten (siehe unten): Bildung, Arbeit, Wohnen, Umwelt und vieles mehr bestimmen über Gesundheit, Krankheit und Wohlbefinden.

Entsprechend bedarf es tiefgreifender Veränderungsprozesse und gebündelter, gemeinsamer Anstrengungen. Die Verantwortung für gesunde Lebenswelten muss breit und auf viele Schultern verteilt werden. Das gilt auch für die Ressourcen wie Geld, Raum und Teilhabe.

Dies ist leichter gesagt als getan und kann überfordernd wirken: Wo fängt man an? Wie soll man das schaffen?

Mit- statt nebeneinander, ressourcen- statt defizitorientiert

Es gibt in der Region Berlin und Brandenburg unzählige Initiativen, Strukturen und Projekte, die sich mit großem Engagement für die Verbesserung der Gesundheit von Menschen und eine gerechtere Gesellschaft einsetzen. Mit vielen von ihnen arbeiten wir seit Jahr(zehnt)en vertrauensvoll zusammen. In der Mehrzahl der Fälle arbeiten diese jedoch neben- statt miteinander und können so der Komplexität des Problems nicht gerecht werden. Außerdem ist der Blick häufig auf die Defizite der Menschen gerichtet, die erreicht werden sollen.

Unser Lösungsansatz: Gesundheit lässt sich am besten gemeinsam fördern

Wir von Gesundheit Berlin-Brandenburg möchten dazu beitragen, die Gesundheit von Menschen zu fördern, die strukturell benachteiligt sind, damit sie in gesunden Verhältnissen selbstbestimmt leben können. Unsere Projekte eint das gemeinsame Ziel, gesundheitliche Chancen in der Region und bundesweit zu verbessern.

Unserem Verständnis nach ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, Lebensbedingungen so zu gestalten, dass Belastungen gemindert, Ressourcen gestärkt, Selbstwirksamkeit und Teilhabe ermöglicht werden. Dabei fokussieren wir auf den öffentlichen Teil von Gesundheit und hier – da der Wirkhebel mächtig ist – vor allem auf primärpräventive Ansätze. Es geht um die Gestaltung gesunder Lebenswelten (wir sprechen hier häufig vom Setting-Ansatz). Dabei empfehlen wir partizipative, bedarfs- und ressourcenorientierte Ansätze sowie die Stärkung der Gesundheitskompetenzen der Berliner*innen und Brandenburger*innen.

Und da sich Gesundheit am besten gemeinsam fördern und verbessern lässt, ist die Beteiligung aller Ressorts und der Menschen, für die wir uns einsetzen, erstrebenswert und wichtig. Da wir Gesundheitsförderung als eine strukturelle Aufgabe verstehen, sprechen wir mit unserer Arbeit vornehmlich die strukturelle Ebene an: Fachkräfte aus der Verwaltung, Kita-Personal und Lehrer*innen, freie Träger, wissenschaftliche Institute etc.: Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Beim Kongress Armut und Gesundheit, der größten Veranstaltung, die wir jährlich ausrichten, ist uns genau diese Vielfalt an Teilnehmenden – der Multilog (statt Dialog, in dem es nur zwei Seiten gibt) – besonders wichtig. Dies gilt jedoch für unsere Arbeit im Allgemeinen.

Wir wollen die regionale und bundesweite Public Health-Landschaft – den öffentlichen Teil von Gesundheit – mitgestalten, um Strukturen zu verändern und Lebenswelten gesundheitsförderlich zu gestalten. Dafür arbeiten wir engagiert mit unterschiedlichen Partner*innen in Berlin, Brandenburg und bundesweit zusammen.

Gesundheit Berlin-Brandenburg erhält als freier Träger unterschiedlichste Förderungen, die uns die Umsetzung vielfältiger Maßnahmen ermöglichen und zugleich zeigen, dass unsere Arbeit geschätzt und für wichtig befunden wird. Als eingetragener Verein sind wir nicht gewinnorientiert, sondern richten uns an der Wirkung unserer Arbeit aus. Als Nicht-Regierungs-Organisation bewahren wir uns dabei eine Eigenständigkeit, die es erlaubt, unser Handeln nicht nur an Förderlogiken, sondern auch an unseren Satzungszielen, den Empfehlungen unserer Partner*innen und erhobenen Bedarfen auszurichten.

Wir bieten mit der Umsetzung von Veranstaltungen und der Begleitung von Gremien eine Plattform für den gesundheitsspezifischen Diskurs, regen diesen an und tragen ihn weiter, um mehr Mitstreiter*innen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Praxis zu gewinnen. So ermöglichen wir Expert*innen aus unterschiedlichsten, oft getrennt geführten Handlungsfeldern eine enge Zusammenarbeit und die Anbahnung ressortübergreifender Lösungen, die in einzelnen, voneinander getrennten Förderkulissen noch nicht möglich und vorgesehen sind.

Insgesamt begleiten ca. 100 Mitarbeitende in derzeit 24 Projekten diese Prozesse mit viel Engagement, Überzeugung und dem Willen, Strukturen in Bewegung zu bringen. Sie zeigen auf, wie sich Komplexität bewältigen lässt, wie es angepackt werden, wie es gehen kann. Auch wenn wir vornehmlich Fachkräfte mit unseren Angeboten ansprechen, wollen wir dabei doch die Bodenhaftung nicht verlieren: Mit Projekten wie dem Gemeindedolmetschdienst Berlin oder der BIP bieten wir gezielte Unterstützung im Bereich der Sprachmittlung oder bei Beschwerden im Bereich der psychiatrischen Versorgung. Dabei sind uns ein wertschätzender, respektvoller Umgang und der konstruktive Austausch auf Augenhöhe immens wichtig.